Schon mal vorab: Ich habe während des Urlaubs keinen einzigen Satz geschrieben. Nicht dass ich die Absicht gehabt hätte. Auf einem Campingplatz mit zwei Hunden, einem Kleinkind und diversen anderen Erwachsenen wäre das auch ein ehrgeiziges Ziel gewesen. Stattdessen habe ich gesammelt. Muscheln, Steine, tote Krebse (auf Anraten meiner Tochter – ziemlich stinkige Angelegenheit), sowie Teile von Fischernetzen und anderes Plastik (für die Mülltonne). Ich gerate dabei regelrecht in einen Sammel-Flow und bin ganz im Hier und Jetzt. (Vielleicht muss ich diesen Abschnitt deswegen auch im Präsens schreiben – in der Vergangenheit klingt er einfach nicht richtig.) Über mir kreischen die Möwen, neben mir rauscht das Meer. Ich spüle einen Stein im Wasser, prüfe seine Farbe und wie er in der Hand liegt. Rein subjektiv. Es gibt keine allgemein gültigen Kategorien dafür, wie sich ein aufsammelnswerter Stein anfühlen sollte. Aus dem Augenwinkel sehe ich meine Emma über den Strand hinken. Auch sie genießt die Sommerfrische und lässt die Ohren im Wind flattern, bevor sie ihre eigene Sammlung – oder vielmehr Jagd – wieder aufnimmt: Muscheln knacken und tote Fische finden, bevor die Möwen es tun.
Ich sammle die intensiven Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. Sammle die tausend Gefühlsfacetten von Sand auf meiner Haut. Fest geklopft an einer Burg. Kühl zwischen den Zehen, wenn meine Süße mir die Füße verbuddelt. Warm und weich unter den Fußsohlen. Hart an der Wasserkante. Glitschig, an manchen Stellen. Mitunter nervenaufreibend zwischen Buchseiten und auf dem Handtuch („Der Sand ist einfach überall!“). Eine Wohltat für den Blick: Sand soweit das Auge reicht.
Ich sammle die Freiheit meiner Gedanken. Das große Glück, schreiben zu dürfen, was ich will. Leben zu dürfen, wie immer ich es will. Ich sammle das Meer in mir.

Hach, herrlich, ich war -nein, bin- ganz bei Dir am Meer… und sammeln, da tu ich jetzt auch, all die wunderbaren Schnappschüsse, die Du mit Deinen Worten anfassen lässt!
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Vielen Dank für deine Worte – das freut mich sehr 🙂
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Hat dies auf Lieber glücklich als perfekt rebloggt und kommentierte:
Wer gerade ganz viel Sehnsucht nach dem Meer hat, wird mit diesem bildhaft geschriebenen Text garantiert ein Stückchen glücklicher 🙂
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